
KLINISCHE PSYCHONEUROIMMUNOLOGIE (KPNI) UND DAS INTERMITTENT LIVING MODEL:
Ein umfassender Überblick
WAS IST KLINISCHE PSYCHONEUROIMMUNOLOGIE?
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Die Wissenschaft der vernetzten Gesundheit
Die klinische Psychoneuroimmunologie (kPNI) ist ein modernes, wissenschaftlich fundiertes Fachgebiet, das den Menschen als ein biologisch, psychologisch und sozial vernetztes Wesen versteht. Sie untersucht, wie das Nervensystem, das Immunsystem, das Hormonsystem und der Stoffwechsel miteinander kommunizieren – und wie diese Systeme durch Lebensstil, Emotionen, Ernährung, Umwelt und soziale Einflüsse beeinflusst werden können.
Anders als klassische symptomorientierte Ansätze betrachtet die kPNI nicht nur was im Körper aus dem Gleichgewicht geraten ist, sondern fragt: Warum ist es geschehen? Was sind die zugrunde liegenden Dynamiken, die sich auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirken können?
Ein Supersystem statt isolierter Organe
Die moderne Forschung zeigt: Kein System im Körper arbeitet für sich allein. Entzündungsprozesse, Stressreaktionen, Verdauung, Schlaf, Energieproduktion oder Immunantworten sind komplex miteinander verflochten – neurologisch, hormonell und immunologisch. Die kPNI versteht diese Systeme als ein „Supersystem“, das permanent auf Reize aus der Innen- und Außenwelt reagiert. (Everything is everywhere a the same time)
Die kPNI fragt auch: Wie weit haben wir uns vom Lebensstil entfernt, für den unser Körper ursprünglich „programmiert“ ist? Bewegung, natürliche Ernährung, soziale Bindung, Rhythmen von Licht und Dunkelheit, Kälte- und Wärmereize – all das prägte die Entwicklung des Menschen über Millionen Jahre. Viele der heutigen Zivilisationsbeschwerden lassen sich unter diesem Blickwinkel nicht als Krankheit, sondern als Anpassung an unpassende Bedingungen verstehen.
Individuelle Ursachen statt standardisierter Lösungen
Im Zentrum der kPNI steht immer die individuelle Biografie. Statt standardisierter Maßnahmen werden Zusammenhänge analysiert, die persönlich relevant sind: psychosoziale Belastungen, Kindheitserfahrungen, chronische Reizbelastung, Nährstoffversorgung, Schlafqualität, Alltagsverhalten, mikrobiologische Balance im Darm u. v. m.
Auf dieser Basis können maßgeschneiderte Empfehlungen entstehen – etwa zur Anpassung von Ernährung, Bewegung, Stressmanagement oder Schlafhygiene –, die den Körper darin unterstützen, seine eigene Regulationsfähigkeit wiederzuentdecken.
Ein interdisziplinärer, forschungsbasierter Ansatz
Die klinische Psychoneuroimmunologie wurde von Dr. Leo Pruimboom, einem niederländischen Biochemiker, in den 1990er Jahren ins Leben gerufen. Aufbauend auf der Grundlagenforschung von Robert Ader und Nicholas Cohen zur Psychoneuroimmunologie (PNI), entwickelte er daraus ein klinisch anwendbares Modell, das bis heute durch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse aus Epigenetik, Mikrobiomforschung, Neuroendokrinologie und Systembiologie weiterentwickelt wird.
Ein zentrales Element seiner Arbeit ist auch das Konzept des Intermittent Living – ein Lebensstilmodell, das evolutionär vertraute Reize wie Kälte, Hunger, Bewegung oder Sauerstoffknappheit gezielt einsetzt, um die natürlichen Anpassungsmechanismen des Körpers zu trainieren.
(Hinweis: Die klinische Psychoneuroimmunologie versteht sich als wissenschaftlich fundierter Beitrag zur Gesundheitsförderung und Prävention. Sie ersetzt keine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung, sondern bietet eine ergänzende Perspektive, um komplexe Zusammenhänge im menschlichen Organismus zu erkennen und individuell zu begleiten.)
Intermittent Living Model
Einer der bemerkenswertesten Beiträge von Leo Pruimboom zur kPNI ist die Entwicklung des Intermittent Living Models. Dieses Modell basiert auf der Erkenntnis, dass intermittierende Umweltreize und Lebensstiländerungen die natürlichen Anpassungs- und Heilungsprozesse des Körpers fördern können.
Das Intermittent Living Model integriert evolutionäre, biologische und medizinische Erkenntnisse und betont die Bedeutung von intermittierenden Reizen, wie periodischem Fasten, intensiver körperlicher Betätigung, thermischen Reizen und mentalen Herausforderungen. Diese Reize sollen die physiologischen und psychologischen Anpassungsmechanismen des Körpers aktivieren und stärken.
Grundprinzipien des Intermittent Living Models
1. Evolutionäre Anpassung:
- Ansatz: Das Modell basiert auf der Idee, dass der menschliche Körper an intermittierende Umweltreize angepasst ist, wie sie in der evolutionären Geschichte des Menschen vorkamen. Dazu gehören Phasen von Nahrungsknappheit, körperlicher Aktivität, Temperaturveränderungen und Stress.
- Beispiel: Unsere Vorfahren erlebten regelmäßig Perioden von Hunger und Nahrungsfülle, körperliche Aktivität und Ruhe sowie wechselnde klimatische Bedingungen. Das Intermittent Living Model versucht, diese natürlichen Muster nachzuahmen.
2. Intermittierende Reize:
- Ansatz: Durch die Einführung von intermittierenden Reizen in den modernen Lebensstil sollen Anpassungsmechanismen des Körpers aktiviert werden, die zu einer besseren Gesundheit und Resilienz führen.
- Beispiel: Periodisches Fasten, intensive körperliche Betätigung gefolgt von Erholungsphasen sowie gelegentliche Exposition gegenüber Kälte oder Hitze.
3. Stress als positiver Reiz:
- Ansatz: Kurzfristiger, kontrollierter Stress kann positive Anpassungsprozesse im Körper auslösen, im Gegensatz zu chronischem Stress, der schädlich ist.
- Beispiel: Kälteeinwirkung durch Eisbäder oder Saunagänge kann das Immunsystem stärken und die Stressresilienz erhöhen.
Ziel des Intermittent Living Models
Das Hauptziel des Intermittent Living Models ist es, durch intermittierende Reize die physiologischen und psychologischen Anpassungsmechanismen des Körpers zu aktivieren und zu stärken. Dies führt zu einer verbesserten Gesundheit, erhöhten Stressresilienz und einem allgemein höheren Wohlbefinden. Das Modell betont die Notwendigkeit, den modernen Lebensstil an unsere evolutionären Bedürfnisse anzupassen, um chronischen Krankheiten vorzubeugen und die Lebensqualität zu steigern.
Es ist ein innovativer Ansatz, der die Prinzipien der klinischen Psychoneuroimmunologie auf praktische und alltägliche Weise anwendet. Durch die Einführung intermittierender Reize können Individuen ihre Gesundheit optimieren und ihre natürliche Resilienz stärken, was zu einem nachhaltigeren und gesünderen Lebensstil führt. Die kPNI und das Intermittent Living Model bieten einen umfassenden, ganzheitlichen Ansatz zur Gesundheitsförderung, der Körper, Geist und Umwelt in Einklang bringt.
Evolutionäre Perspektive
Pruimboom betont in seiner Arbeit die Bedeutung evolutionärer Mechanismen und wie diese die heutigen Gesundheitsprobleme beeinflussen. Er argumentiert, dass viele moderne Krankheiten auf einen Lebensstil zurückzuführen sind, der nicht mit unseren genetischen und biologischen Grundlagen übereinstimmt. Durch die Nachahmung natürlicher Muster, wie sie in der Evolution vorkommen, können chronische Entzündungen und Stoffwechselstörungen verbessert werden.
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Life as it is-Studien von Prof. Dr. Michael Schubert
Prof. Dr. Michael Schubert ist ein weiterer bedeutender Forscher im Bereich der klinischen Psychoneuroimmunologie (kPNI). Bekannt wurde er insbesondere durch seine „Life as it is“-Studien, die die Auswirkungen des alltäglichen Lebensstils auf die Gesundheit untersuchen. Diese Studien bieten wertvolle Einblicke in die praktischen Anwendungen der kPNI und deren Nutzen im täglichen Leben.
Hintergrund der „Life as it is“-Studien
Die „Life as it is“-Studien von Prof. Dr. Michael Schubert fokussieren sich auf die Analyse und Dokumentation der Einflüsse des täglichen Lebens auf das menschliche Immunsystem, das Nervensystem und das endokrine System. Diese Studien zielen darauf ab, die Auswirkungen von Stress, Ernährung, Bewegung, Schlaf und sozialen Interaktionen auf die Gesundheit zu verstehen.
Hauptziele der „Life as it is“-Studien
1. Realitätsnahe Forschung:
- Ansatz: Im Gegensatz zu kontrollierten Laborstudien, die oft idealisierte Bedingungen schaffen, untersuchen die „Life as it is“-Studien die realen Bedingungen und Herausforderungen, mit denen Menschen im Alltag konfrontiert sind.
- Beispiel: Dokumentation von Stressfaktoren im Berufsleben, die Ernährungsmuster während der Arbeitstage und die körperliche Aktivität in der Freizeit.
2. Ganzheitliche Betrachtung:
- Ansatz: Die Studien betrachten den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Umwelt. Sie analysieren, wie diese Komponenten zusammenwirken und sich gegenseitig beeinflussen.
- Beispiel: Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen psychischem Stress, Schlafqualität und Immunfunktion.
3. Praktische Empfehlungen:
- Ansatz: Basierend auf den Ergebnissen der Studien entwickeln Schubert und sein Team praktische Empfehlungen zur Verbesserung des Lebensstils und der allgemeinen Gesundheit.
- Beispiel: Anpassungen in der Ernährung, Stressbewältigungsstrategien und Bewegungsprogramme, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen.
Wichtige Erkenntnisse der „Life as it is“-Studien
1. Stressbewältigung:
- Erkenntnis: Chronischer Stress hat einen signifikanten negativen Einfluss auf das Immunsystem und kann zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen. Effektive Stressbewältigungstechniken wie Meditation, Achtsamkeit und regelmäßige Bewegung können diesen negativen Einfluss mindern.
- Beispiel: Arbeitnehmer, die regelmäßig Pausen für Achtsamkeitsübungen einlegen, zeigen geringere Stresslevel und eine bessere Immunfunktion.
2. Ernährungsgewohnheiten:
- Erkenntnis: Eine ungesunde Ernährung, reich an Zucker und verarbeiteten Lebensmitteln, kann Entzündungen fördern und das Risiko für chronische Krankheiten erhöhen. Eine Ernährung, die reich an frischem Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten ist, unterstützt die Gesundheit und das Wohlbefinden.
- Beispiel: Personen, die ihre Ernährung umstellen und regelmäßig Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen, zeigen eine verbesserte Immunfunktion und weniger Entzündungsmarker im Blut.
3. Bewegung und körperliche Aktivität:
- Erkenntnis: Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert nicht nur die kardiovaskuläre Fitness, sondern hat auch positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und die Immunfunktion. Bewegung wirkt als natürliches Antidepressivum und stärkt das Immunsystem.
- Beispiel: Menschen, die regelmäßig Ausdauertraining oder Hochintensives Intervalltraining (HIIT) betreiben, haben eine höhere Stressresilienz und eine bessere allgemeine Gesundheit.
4. Schlaf und Erholung:
- Erkenntnis: Ausreichender und qualitativ hochwertiger Schlaf ist entscheidend für die Regeneration des Körpers und die Aufrechterhaltung einer gesunden Immunfunktion. Schlafmangel kann zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen und chronische Krankheiten führen.
- Beispiel: Personen, die feste Schlafenszeiten einhalten und für eine schlaffördernde Umgebung sorgen, berichten von einer besseren Gesundheit und einer höheren Lebensqualität.

